Schlicht, schnell und wunderschön erscheinen die „Barchette“ Ende der 40er Jahre: leichte Renn-Spider, ohne Verdeck, noch Schnörkel und mit einer winzigen Windschutzscheibe, um den Luftwiderstand so gering wie möglich zu halten. Ein effizientes Rezept, mit dem sie in den heldenhaften Jahren des Mille Miglia-Rennen, des Targa Florio-Rennens und vieler anderer Rennen jener Zeit den Ton angeben.
Definitionsgemäß sind die Barchette Fahrzeuge für extreme Rennen, von denen nur ganz wenige Exemplare erzeugt wurden und von denen jedes heute mit seiner (nicht nur) sportlichen Vergangenheit auf eine eigene Geschichte verweisen kann. Insbesondere Ferrari verbindet den Anfang seiner Sportgeschichte mit dieser außergewöhnlichen Fahrzeugart und eben diesen Ferrari-Barchette ist von 24. bis 27. Oktober eine sensationelle Ausstellung auf der Auto e Moto d‘Epoca in Padua gewidmet.
Der ‚älteste“ von den in Padua ausgestellten Barchette ist der Ferrari 166 Mille Miglia mit Touring-Karosserie aus dem Jahr 1950, der Gianni Agnelli gehörte, dann nach Belgien verkauft und anschließend von Olivier Gendebien bei einem Rennen gefahren wurde. Als das Auto im Besitz des großen Ferrari-Sammlers und ehemaligen Formel 1-Piloten Jacques Swaters stand, wurde es im MoMa in New York und in der Nationalgallerie Berlin als Beispiel für italienisches Design ausgestellt. Im Jahr 2015 war das Fahrzeug einer der großen Stars des Schönheitswettbewerbs in Villa d‘Este.
Es handelt sich um ein besonderes Modell, auch weil es mit der Entstehung des Spitznamens „Barchetta“ zu tun hat. So stellte nämlich Agnelli angesichts der abgerundeten Formen des 166 MM, der 1948 auf dem Turiner Autosalon ausgestellt war, fest: „Das ist kein Auto, sondern ein Boot (auf Italienisch barchetta)!“ Dieser Kommentar wurde umgehend von Sportjournalist Giovanni Canestrini (einem der Schöpfer des Mille Miglia-Rennens) festgehalten und dann von Bianchi Anderloni (Designer des Karosserieunternehmens Touring in Mailand) übernommen, um die Cabrio-Ausführung des 166 MM zu bezeichnen, die für das Mille Miglia-Rennen 1949 erzeugt wurde. Seit damals ging der Begriff „Barchetta“ in die Motorsportgeschichte ein, um die gesamte Kategorie der Renn-Cabrios zu bezeichnen, und wurde in letzter Zeit wieder für exklusive, in limitierter Auflage hergestellte Modelle verwendet.
Auf der anderen Seite der Ausstellung steht nämlich einer der neuesten Ferrari Barchetta, der SP Monza, Nachkomme eines neues Konzept einer limitierten Serie, made in Maranello, die „Icona“ genannt wurde und sich an den Legenden der 50er Jahre inspiriert, wobei moderne Technologie und einstiges Design miteinander vereint werden.
Zwischen dem 166 MM und dem neuen Monza gibt es viele seltene Exemplare mit unglaublicher Erfolgsbilanz, die in der Halle 3 der Oldtimermesse in der ACI-Arena ausgestellt werden. Darunter auch folgende: der 340 MM Vignale, der 375 MM Pininfarina, eines von vier nie gebauten Exemplaren des 857 S, der Ferrari 750 Monza, der 500 Mondial und viele andere bis hin zum Youngtimer 550 Barchetta. Alle haben in Padua eine Geschichte zu erzählen, um noch viele Herzen im Renntakt schlagen zu lassen.